War for Balance – Wer hat wirklich die Nase vorn?

Nicht die Arbeitswelt hat sich verändert, sondern die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und Mandanten

In diesem Fachartikel erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Handlungsfelder und wertvolle Tipps für das richtige Mindset, um auch Ihre Kanzlei schnell an die Erwartungen und Bedürfnisse der Mandanten und Mitarbeitenden anzupassen und dabei im besten Fall auch effizienter und leistungsstärker zu werden. Kurz: Wir nehmen Sie mit in die „New Work“.

„Unter New Work versteht man den Wandel der Bedürfnisse und Anforderungen der Mitarbeitenden. Dieser Wandel findet auf der strukturellen Ebene (Strukturen, Prozesse, Führung) und auch auf der emotionalen Ebene (Mindset, Entscheidungen, Haltung) statt.

Die Begriffe New Work, Future of Work, Arbeitswelt 4.0 oder auch Arbeit 4.0 werden häufig synonym verwendet.“

 

Es geht nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie?“

Die Steuerberatungsbranche hat inzwischen verstanden, dass neue Arbeitsmodelle dringend adaptiert werden müssen, um sowohl für aktuelle als auch zukünftige Arbeitskräfte attraktiv zu bleiben. Doch „New Work“ ist keine Modeerscheinung und hat auch erstmal nichts mit Kickertischen und bunten Sitzwürfeln zu tun. Vielmehr gilt es für Sie als Kanzlei, unter anderem folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie werden unternehmerische Entscheidungen getroffen?
  • Welche Verantwortung tragen die Mitarbeitenden?
  • Wie und wo wollen wir zusammenarbeiten?
  • Wie soll Führung gelebt werden?
  • Welche Strukturen benötigt die Kanzlei?

„New Work“ macht man also nicht, weil das jetzt modern ist, sondern weil diese

... ermöglicht, Arbeitsprozesse flexibler und effizienter zu gestalten.

... die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeitenden steigert.

... die Kreativität und Innovationsfähigkeit in der Kanzlei fördert.

... eine Antwort auf die veränderten Bedürfnisse neuer Generationen ist.

... die Work-Life-Balance und Lebensqualität der Mitarbeitenden erhöht.

... die digitale Transformation in Unternehmen unterstützt und vorantreibt.

... hilft, Talente anzuziehen und langfristig an die Kanzlei zu binden.

... den Austausch und die Zusammenarbeit über geografische Grenzen hinweg erleichtert.

... eine nachhaltigere und humanere Arbeitswelt schafft.

... den Anforderungen schnelllebiger Märkte und damit den Anforderungen der Mandanten gerecht wird.

 

Leitgedanken to go

Bevor Sie jetzt motiviert loslegen, möchte ich Ihnen wichtige Erkenntnisse aus unserer langjährigen Beratungserfahrung mitgeben.

  1. Gehen Sie ganzheitlich an die Sache – Viele Kanzleien versuchen, sich etappenweise an die neue Arbeitswelt anzunähern. Dabei legen die einen zu sehr den Fokus auf die Raumgestaltung, wieder andere glauben, mit der IT alles lösen zu können. Wichtig ist allerdings vielmehr, dass man die Veränderung beobachtet und gemeinsam multiperspektivisch die verschiedenen Handlungsfelder beleuchtet. Hier liegt die Betonung auf „gemeinsam“, denn allein werden Sie das schwer schaffen. Warum gerade hier Transparenz und Partizipation entscheidend sind, betrachten wir später noch einmal.
  2. Vom Ich zum WIR – gemeinsam statt einsam. Wer allein den Weg in die neue Arbeitswelt geht, wird scheitern. Machen Sie stattdessen den Aufbruch in die neue Arbeitswelt zur gemeinsamen Mission des gesamten Kanzleiteams.
  3. Der Mensch im Mittelpunkt – Führen Sie sich vor Augen, dass Ihre Mitarbeitenden das größte Kapital sind, das Sie haben, und dass ohne die individuellen Stärken und Talente Ihrer Mannschaft auch kein Mandant glücklich werden kann. Individuell heißt aber auch, dass Sie sich mit jedem und jeder Einzelnen zusammensetzen, um Stärken, Herausforderungen und Bedürfnisse kennenzulernen. Wer seine Mitarbeitenden motivieren möchte, muss auch die individuellen Motive kennen.
  4. Digitalisierung steigert den Spaßfaktor, ist jedoch kein Allheilmittel und umfasst mehr als die digitale Akte – Haben Sie Ihre Hausaufgaben in Sachen Digitalisierung gemacht? Keine Sorge, ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie vollautomatisiert arbeiten. Trotzdem möchte ich warnend den Zeigefinger heben 😉 und Ihnen aus meiner Erfahrung sagen: Wer seine Leitz-Ordner zu lange liebt, riskiert eine für Mitarbeitende toxische, hybride Arbeitswelt, die Doppelbelastung statt Entlastung fördert. Trotzdem gilt auch hier, dass Digitalisierung nicht alles ist. Versuchen Sie also gerade bei diesem Thema, iterativ testend vorzugehen und das Thema kontinuierlich weiterzuentwickeln und am Laufen zu halten.  

Finden Sie sich in den Leitgedanken wieder? Prima, jetzt sind Sie bereit für die Arbeitswelt 4.0 und unsere Empfehlung für die 5 wichtigsten Handlungsfelder!

 

Unsere Top 5 Handlungsfelder

(Sinnhaftigkeit, Partizipation, Vernetzung, Balance & Transparenz)

Sinnhaftigkeit: Die Motivation und die Identifikation der Mitarbeitenden steigen deutlich an, sobald die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit erkannt wird und der Prozess nachvollziehbar ist. Sprechen Sie klar und deutlich aus, was die Treiber der Veränderung sind. Hierbei ist es vollkommen in Ordnung, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden, den demographischen Wandel, den Nachwuchsmangel und die Erwartungen der Mandanten als Gründe zu benennen. Diese generellen Trends einen schließlich gerade nahezu alle Kanzleien.

Partizipation: Durch „New Work“ werden Mitarbeitende ermutigt, initiativ zu handeln und Veränderungen nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv mitzugestalten. Damit das gelingt, ist es wichtig, dass ihre Meinungen und Gedanken gehört und respektiert werden. Wenn Sie als Führungskraft sensibel für die Signale Ihrer Mitarbeitenden bleiben und Feedback nicht als Kritik, sondern als Loyalitätsbeweis verstehen, kann aus einer konstruktiven Betrachtung der gemeinsamen Herausforderungen und der Beteiligung am Entscheidungsprozess eine fantastische Lernkultur entstehen.

Dies führt zu einer Arbeitsumgebung, in der Herausforderungen nicht als Hindernisse, sondern als Chancen für Wachstum und Verbesserung gesehen werden. Solch eine dynamische Einstellung ist entscheidend für die organisationale Resilienz, da sie es der Kanzlei ermöglicht, schnell und effektiv auf Veränderungen im Markt zu reagieren oder wichtige Projekte wie z.B. das Thema Digitalisierung aktiv mitzugestalten!

Betrachten wir dies als kulturellen „Soll-Zustand“, muss man auch dazu sagen, dass sich dieser nur mit einem starken Commitment zu den Prinzipien der „New Work“ erreichen und einhalten lässt. Es bedarf einer Führung, die sich nicht in der offensichtlichen guten Stimmung ausruht und versucht, den Wandel durch Predigten zur Notwendigkeit umzusetzen, sondern diesen auch vorlebt, mitgestaltet, sich in den Dialog einbringt, präsent ist und somit alle in den Transformationsprozess integriert. Es sei daher nochmal betont, dass gerade die Führungskräfte hierbei eine entscheidende Rolle spielen, indem sie als Vorbilder fungieren, die Offenheit für Neues demonstrieren und eine Umgebung würdigen und fördern, in der Sicherheit und Vertrauen vorherrschen.

Vernetzung als Teil von New Work dient dazu, die kollektive Intelligenz im Team zu nutzen. Bei unseren Beratungsprozessen in Kanzleien treffen wir immer häufiger Teams an, deren tägliches Miteinander auf der Ebene der Mitarbeitenden bereits sehr von offenen Dialogen und konstruktivem, gegenseitigem Austausch geprägt ist. Das ist eine hervorragende Grundvoraussetzung, um aus Fehlern zu lernen und bestehende Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Wer es hier noch schafft, über den Tellerrand der Kanzlei hinauszuschauen und auch Impulse außerhalb der Kanzlei zu berücksichtigen, stärkt die Vernetzung noch mehr.

Balance ist wichtig, da ein direkter Zusammenhang zu Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Motivation, Produktivität und Gesundheit besteht. Wenn wir uns also in den einführenden Leitgedanken bereits vor Augen geführt haben, dass unsere Mitarbeitenden unser größtes Kapital sind, dann sollten wir dem auch als zeitgemäße Arbeitgebende dahingehend entsprechen, dass wir allen Aspekten rund um die Themen Work-Life-Balance oder flexible Arbeitsplatz- und Arbeitszeitgestaltung entsprechen. Doch auch hier gilt das Prinzip der Partizipation und des individuellen „Hinhörens“, denn was unsere Mitarbeitenden für ihr Glück brauchen, wissen sie am besten selbst.

Balance ist keine Einbahnstraße, es sind immer beide Seiten gefordert, ihre Erwartungen und Ziele im Kontext der Gesamtverantwortung transparent und reflektiert auszutauschen. Das heißt, wir reden über die unternehmerischen Ziele der Kanzlei gleichermaßen wie über die Erwartungen der Mitarbeitenden. In der „New Work“ streben wir eine partnerschaftliche Zusammenarbeit auch innerhalb der Kanzlei an und dazu gehört auch, dass die Interessen beider „Partner“ berücksichtigt werden.

Transparenz ist notwendig, um z.B. Partizipation und Vernetzung umsetzen zu können. Damit Transparenz gelebte Praxis wird, braucht es vor allem Vertrauen im Umgang mit Informationen. Vertrauen wiederum ist ein Ergebnis guter Beziehungsarbeit und einer gemeinsamen Wertebasis im Miteinander. Wer Transparenz lebt, sollte also zunächst darüber sprechen, was ihm im Umgang mit Informationen wichtig ist.

 

Fazit

Das Implementieren von New Work ist ein dynamischer und fortlaufender Prozess, der sowohl von der Unternehmensführung als auch den Mitarbeitenden Engagement verlangt. Dabei sind eine ständige Überprüfung und Anpassung der Maßnahmen erforderlich, um eine führende Position in der modernen Arbeitswelt zu sichern.

Allerdings gilt es, potenzielle Stolpersteine im Auge zu behalten:

  • Eine überhastete Einführung von New-Work-Praktiken ohne ausreichende Planung und Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse der Kanzlei kann zu Widerstand und Verwirrung führen. Hier verpuffen nicht selten gute Ansätze durch eine fehlende Gesamtkonzeption mit ganzheitlicher Brille.
  • Eine effektive Kommunikation ist ebenso wichtig, um Missverständnissen vorzubeugen und alle Mitarbeiter:innen zum gemeinsamen Verständnis der Vision und der Ziele zu führen.
  • Des Weiteren sollte trotz der Bedeutung der Technologie in der New-Work-Praxis der menschliche Aspekt immer die größere Bedeutung haben.
  • Außerdem ist es fundamental, die Entwicklung von Führungskräften im Hinblick auf die hier genannten Erkenntnisse zu fördern. Ohne sie wird die Entwicklung nicht gelingen.

Eine Pauschallösung gibt es nicht, vielmehr sind maßgeschneiderte Konzepte, kontinuierliche Begleitung und ein wachsames Auge und Ohr für die Bedürfnisse der Mitarbeitenden wie Mandanten gleichermaßen entscheidend.

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