Fabian, seit Anfang des Jahres bist du Teil der Geschäftsleitung von MuP. Wie hat sich dieser Schritt für dich persönlich angefühlt?
Es ist ein besonderer Moment für mich, Teil der Geschäftsleitung von MuP zu sein. Ich habe mir diesen Schritt gut überlegt und eng mit meiner Familie abgestimmt. Seit August stand meine Entscheidung fest, und in den letzten Monaten habe ich mit Eveline und Sonja die Partnerschaft konkretisiert. Jetzt mit den beiden offiziell in dieser Rolle zu sein, fühlt sich genau richtig an. Es ist eine Mischung aus Stolz, Vorfreude und Respekt vor der Verantwortung.
Welche Erfahrungen aus deiner bisherigen Laufbahn haben dich besonders geprägt und auf diese Rolle vorbereitet?
In den letzten zehn Jahren habe ich als Trainer, Berater und systemischer Coach viele Unternehmen begleitet. Besonders prägend war für mich immer die Erkenntnis, dass nachhaltige Entwicklung von Sicherheit und Vertrauen lebt. Verantwortung zu übernehmen und mutig neue Wege zu gehen – das begleitet mich sowohl in meiner neuen Rolle als auch im Leben.
Was hat dich motiviert, diese Verantwortung zu übernehmen, und welche Vision hast du für MuP in den kommenden Jahren?
MuP bietet mit der Partnerschaft eine echte Karriereperspektive, und genau das finde ich so wertvoll. Wir ermöglichen nicht nur unseren Kunden Entwicklung, sondern auch unserem eigenen Team. Mich reizt es, diesen Prozess aktiv mitzugestalten – neue Impulse einzubringen, gleichzeitig aber die Werte und die Kultur von MuP weiterzutragen. Meine Vision ist, Stabilität und Weiterentwicklung noch stärker miteinander zu verknüpfen – sowohl intern als auch für unsere Kunden.
In unsicheren Zeiten suchen viele nach Stabilität. Wie siehst du die Rolle von Sicherheit in der heutigen Arbeitswelt?
Sicherheit ist heute eines der zentralen Themen – aber es geht dabei nicht nur um Arbeitsplatzsicherheit. Es geht um psychologische Sicherheit, um die Möglichkeit, sich in einem Unternehmen einzubringen, ohne Angst vor Fehlern oder Veränderung zu haben. Wir spüren es gerade an allen Ecken, wie wichtig klare Führung, Verlässlichkeit und Teamzusammenhalt sind.
MuP begleitet Unternehmen seit 30 Jahren durch Wandel. Wie schafft man den Spagat zwischen Sicherheit und Entwicklung?
Ich möchte zunächst betonen, dass ich großen Respekt vor der Leistung von Müller + Partner vor meiner Zeit habe. Wenn man es vergleichen will, dann sind die 25 Jahre vor meiner Zeit bei MuP vielleicht genau die Sicherheit und Basis, auf der sich die Entwicklung in den letzten Jahren mit Corona und Co. überhaupt realisieren ließ.
Dieses Beispiel zeigt auf verschiedene Weise, dass Sicherheit und Entwicklung keine Gegensätze sind – sondern sich gegenseitig bedingen. Jede Entwicklungsstufe schafft eine neue Form von Sicherheit, auf der die nächste Veränderung aufbauen kann. Stabilität gibt den notwendigen Rahmen, doch erst durch Weiterentwicklung entsteht echte Zukunftsfähigkeit.
Ich will dazu auch noch einen kurzen Ausflug zu meiner privaten Leidenschaft, dem Klavierspielen, machen. Wer die Grundlagen beherrscht – die Noten kennt, die Technik verinnerlicht hat und eine stabile Haltung besitzt –, hat bereits eine solide Basis. Doch wahre Kunst beginnt erst, wenn über diese Sicherheit hinaus etwas Eigenes entsteht. Ein Roboter kann fehlerfrei spielen, aber er wird nie eine persönliche Note hineinlegen. Erst wenn sich ein Musiker sicher genug fühlt, um zu improvisieren und eigene Interpretationen zuzulassen, entwickelt er sich wirklich weiter. Besonders spannend wird es, wenn mehrere Musiker gemeinsam spielen. Dann reicht es nicht aus, nur die eigenen Noten perfekt zu beherrschen – es braucht ein feines Gespür füreinander, ein aufmerksames Zuhören und das flexible Anpassen an die Dynamik der anderen. Nur wenn jeder Einzelne sicher in seinem Part ist und gleichzeitig offen für das Zusammenspiel bleibt, entsteht echte Harmonie.
Genauso ist es in Unternehmen: Sicherheit gibt den Mitarbeitenden das Vertrauen, sich auf Neues einzulassen. Doch wahre Innovation entsteht erst, wenn sie nicht nur ihre eigene Expertise einbringen, sondern auch aktiv aufeinander hören, sich gegenseitig inspirieren und gemeinsam neue Wege gehen. Wer nur an seiner eigenen „Partitur“ festhält, ohne den Gesamtklang im Blick zu haben, wird langfristig nicht erfolgreich sein. Unternehmen, die Sicherheit als Fundament und Entwicklung als kontinuierlichen, gemeinsamen Prozess begreifen, schaffen die besten Voraussetzungen für eine zukunftsfähige, innovative Unternehmenskultur.
Welche Bedeutung hat psychologische Sicherheit für Unternehmen und Teams – und wie kann sie konkret gefördert werden?
Unternehmen müssen einen sicheren Raum bieten, in dem Mitarbeitende sich trauen, Ideen zu äußern, Verantwortung zu übernehmen – und sich ehrliches Feedback zu holen. Nur so kann echte Feedbackkultur entstehen, in der Lernen nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen wird.
Du sprichst oft über Verantwortung als Schlüssel zur Entwicklung. Wie kann man mehr Verantwortung in Teams fördern, ohne Druck zu erzeugen?
Verantwortung ist ein zentraler Schlüssel zur Entwicklung – aber sie entfaltet ihr Potenzial nur, wenn sie nicht mit Druck oder starren Leistungsmaßstäben verbunden wird. In vielen Teams sehen wir jedoch, dass Verantwortung oft unbewusst an Vergleich und Leistungsfähigkeit geknüpft wird: Wer übernimmt mehr? Wer bringt den größten Beitrag? Wer zeigt die meiste Eigeninitiative? Doch genau hier lauert die Gefahr, dass Verantwortung als Belastung statt als Chance wahrgenommen wird.
Erfahrungsgemäß führt Druck selten zu echter Verantwortungsübernahme. Viel nachhaltiger ist es, Verantwortung als etwas Natürliches, Motivierendes zu gestalten – als Möglichkeit, Einfluss zu nehmen, mitzugestalten und zu wachsen. Menschen entwickeln sich nicht durch äußeren Zwang, sondern durch Vertrauen und den Raum, sich selbst etwas zuzutrauen – mit der Sicherheit, dass jemand da ist, wenn es mal herausfordernd wird.
Diese Erkenntnis hat auch meine eigene Entscheidung geprägt, Verantwortung in der Geschäftsleitung zu übernehmen. Natürlich war mir bewusst, dass diese Rolle mit neuen Anforderungen und Erwartungen verbunden ist. Doch der entscheidende Punkt war nicht der äußere Druck, der entstehen könnte, sondern die Überzeugung, dass ich für die Marke Müller + Partner etwas bewegen kann – und dass ich mich dieser Verantwortung mit Unterstützung und einem starken Team stellen kann.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Verantwortung bedeutet nicht immer nur Wachstum oder Weiterentwicklung. Manchmal ist Verantwortung auch die bewusste Entscheidung, innezuhalten, zu reflektieren oder Prioritäten anders zu setzen. Nicht jeder Schritt muss automatisch ein Sprung nach vorne sein – manchmal ist es die Klarheit darüber, welche Form von Verantwortung gerade am meisten Sinn macht.
Wenn Teams Verantwortung so verstehen und leben, entsteht eine Kultur, in der Entwicklung nicht durch Druck, sondern durch gemeinsame Motivation, Vertrauen und eine natürliche Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung gefördert wird.
Welche Rolle spielt Weiterbildung in diesem Kontext – und wie kann MuP Unternehmen und Führungskräfte dabei unterstützen?
Für mich ist Weiterbildung wie ein kontinuierliches Training. Wer glaubt, einmal eine Technik gelernt zu haben und sie nie wieder verbessern zu müssen, wird irgendwann stagnieren. Im Sport wie im Beruf ist es entscheidend, sich regelmäßig weiterzuentwickeln. Bei MuP setzen wir genau hier an: Wir bieten Lernangebote, die sowohl Stabilität geben als auch Weiterentwicklung ermöglichen. Das bedeutet, dass wir Unternehmen helfen, eine Lernkultur zu etablieren, die sich nicht nur auf klassische Weiterbildungen beschränkt, sondern auch auf den Austausch im Team, Reflexion und praktische Erfahrungen.
Welche drei zentralen Learnings aus deiner bisherigen Tätigkeit würdest du heute anderen mitgeben?
Erstens: Sicherheit und Entwicklung gehören zusammen – Stabilität gibt Halt und nur mit Veränderungsbereitschaft entsteht Wachstum.
Zweitens: Menschen wollen gesehen und gefördert werden – sei es im Unternehmen, im Sportverein oder in der Familie. Dabei sind Wertschätzung und Vertrauen der Schlüssel für Engagement und Verantwortung. Wertschätzung als Wort pflücke ich dabei gerne auseinander und übersetze es mit zwei Varianten: a) Ich schätze deine Werte (heißt: ich toleriere, dass du eigene Wertvorstellungen hast) und b) ich schätze deinen Wert (für mein Leben, meine Organisation, meinen Verein …).
Und Drittens: Lernen hört nie auf. Wer sich nicht weiterentwickelt, bleibt stehen. Kontinuierliches Lernen ist der entscheidende Erfolgsfaktor – im Beruf wie im Leben. Für mich in dem kurzen Satz zusammengefasst: Du musst dein Ändern leben!
Wenn du eine Sache für die Zukunft der Arbeitswelt verändern könntest – was wäre das?
Ich würde mir wünschen, dass mehr Unternehmen die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen als wichtigsten Baustein für Weiterbildung in ihrer Kultur begreifen – so wird Weiterbildung nicht zur Pflichtveranstaltung, sondern zu einer systemisch wachsenden Chance für alle. So wie ich meinen Kindern beibringe, dass Lernen nichts mit Schule allein zu tun hat, sondern mit der Neugier, neue Dinge auszuprobieren, so sollten auch Unternehmen ihre Mitarbeitenden ermutigen, sich weiterzuentwickeln.